Förderer und Unterstützer auf Indienreise in Karunai

Indienreise nach Karunai – ein unvergessliches Erlebnis für die Förderer und Unterstützer des Vereins

Wie heißt es noch so schön? Wenn jemand eine Reise macht, dann kann er was erzählen.

Ein Reisebericht von Elisabeth von Loe und Margit Plum

Lange schon hegte Pfarrer Charles den Wunsch, die Förderer und Unterstützer des Vereins Karunai nach Indien einzuladen, um ihnen „sein“ Heimatland zu zeigen und dort das Mädchenhaus zu besuchen. Am 10. Januar ging es endlich mit gepackten Koffern unserem Abenteuer Indien entgegen. 27 Personen, wovon 25 noch nie in Indien gewesen waren, machten sich auf den Weg.

Erste Etappe der Indienreise – Nordindien

Über Dubai ging es nach Delhi, wo wir von Harschid, unserem indischen Reiseleiter, erwartet wurden. Und von nun an war alles anders. Wirklich alles. Es roch anders, die Farben waren bunter, intensiver, die Geräusche lauter, überall gab es Überraschendes zu entdecken, auch beim Essen, es gab so viele freilaufende Tiere, die wir von Bauernhöfen oder aus Zoos kennen, und es galt, sich in die Gruppe zu integrieren. Da wir bekanntlich ein gemeinsames Interesse, nämlich Karunai, hatten, fiel auch das nicht schwer. Wir besuchten barfuß einen Sikhtempel und waren dort von der Großküche beeindruckt. Hier bereiteten Ehrenamtliche Armenspeisungen vor – die Töpfe über offenem Feuer waren so groß, dass wir darin bequem sitzend baden könnten. Wir trafen Gläubige in bunten Gewändern, die sich im Tempel wie in Ekstase verhielten und sich vor dem Tempel von bzw. mit uns fotografieren lassen wollten.

Schon am ersten Tag verloren wir so die Hemmung vor der anderen Kultur und staunten ganz offen, denn auch wir wurden bestaunt. So besonders die Inder für uns waren, so anders waren auch wir in ihren Augen: groß und hell. Wir besuchten Delhi-Altstadt und waren uns nicht immer sicher, ob wir am Ende noch alle zusammen sein würden. Es waren so viele Menschen in den engen Straßen, die sich in verschiedene Richtungen auf unterschiedliche Art fortbewegten. Obwohl es so eng und voll war – eine Rikscha passte immer noch durch. Dafür wurde auch häufig genug geklingelt, gehupt, gerufen. Indien ist laut. Das begriffen wir schnell. Und voll. Manchmal hatten wir das Gefühl, alle Einwohner sind zeitgleich auf Delhis Straßen unterwegs. Dabei durften am Montag nur die Autos mit einer ungeraden Ziffer auf dem Nummernschild fahren und am Dienstag die mit geraden. Auch wenn die Straßen ach so voll sind, eine Kuh hat immer Vortritt. Übrigens: der Dienstag ist der Tag des Affengottes Hanuman (sein Gesicht sieht dem eines Affen ähnlich) – entsprechend wurden die freilebenden Affen von den gläubigen Hindus gefüttert.

Wir besichtigten Tempel und Paläste, wurden in andere Epochen entführt, und ließen uns von Sterndeutern weissagen. Manch eine Sehenswürdigkeit erarbeiteten wir uns zu Fuß, einmal sogar auf dem Rücken eines Elefanten. Waren wurden uns oft sehr nachdrücklich angeboten und manch einer wurde schwach. Auch dies war für uns alle ein Erlebnis. Wir waren mitten drin und fühlten uns doch wie Beobachter in einem Film, der im nördlichen Teil Indiens (Delhi, Jaipur, Agra) spielt. Wir haben so viel gesehen, dass wir dies hier gar nicht alles aufführen können. Ein Highlight sei jedoch noch erwähnt: das Taj Mahal – es gilt als das schönste Bauwerk muslimischer Architektur in Indien. Als wir dort ankamen wurde es zu unserem modernen Weltwunder … vor lauter Nebel war es nämlich gar nicht da.

Zweite Etappe der Indienreise – Südindien

Weiter ging es per Flugzeug nach Madurai, in den Bundesstaat Tamil Nadu im Süden des Landes.

Wir besichtigten den Minakshi-Tempel: die farbenfrohe und verspielt-verschwenderische Architektur versetzte uns in Staunen und die Hindu-Zeremonie im Innern des Tempels machte uns wieder einmal sprachlos.Wir besichtigten u. a. die Küstentempel Malmallapuram, die aus einem Fels gehauen wurden und teilweise durch den Tsunami 2004 freigelegt wurden.

Und so näherten wir uns stetig unserem Höhepunkt der Reise: dem Mädchenhaus Karunai-Karangal. Zuvor durften wir erleben, wo drei unserer Mädchen zuhause sind. Betroffen waren wir von der für uns unvorstellbaren Armut. Bedrückt schienen aber nur wir zu sein. Die Familien in dem Dorf oder Slum begrüßten uns freundlich und zeigten keine Scheu.

Am Ziel – Unsere Mädchen in Karunai

Noch ganz bedrückt erreichte unser Bus dann endlich „unser“ Haus und das war der Wahnsinn. Niemals hätten wir solch eine Lebensfreude, solch ein herzlich-warmes Willkommen erwartet. Wir haben zusammen gesungen, gespielt, die Heilige Messe in Tamil und Englisch gefeiert, getanzt. Die Mädels brachten uns nicht nur das Tanzen bei, sondern auch, wie wir auf indische Art richtig essen, nämlich mit der rechten Hand (ohne Besteck versteht sich) von einem Bananenblatt. Köstlich. Ein Mädchen sagte dann zum Schluss: Ich werde den Tag niemals in meinem Leben vergessen. Unsere Antwort darauf: wir auch nicht. Beeindruckt haben uns auch die beiden Hausleiterinnen, die zurückhaltend-präsent waren. Und auch Victor, der gefühlt mehr Zeit bei „unseren“ Mädchen verbringt als bei seinen eigenen. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt: Wir haben durchaus auch gesehen, dass es noch viel zu tun gibt. Gott sei Dank sind wir auf dem richtigen Weg. Auch die Schule passt in unser Konzept. Die Kinder lernen neben Wissen auch Disziplin – nicht nur für Indien eine wichtige Tugend, aber für Indien eine besonders wichtige. Nach einem Relaxtag ging es dann von Chennai wieder nach Hause.

Lieber Charles, auch drei Wochen später sind wir noch voll von Indien. Wir danken Dir für diese erlebnis- und facettenreiche Zeit, die es uns schwer macht, sie in Worte zu fassen, und für das Gefühl, mit Karunai auf dem richtigen Weg zu sein. In der Tat, wir haben viel zu erzählen.