Wie alles begann
Als Pfarrer Charles Raya im Jahre 2007 mit seiner Idee, in seiner indischen Heimat ein Waisenhaus zu begründen, auf Freunde und Bekannte aus unserer Gemeinde zuging, waren schnell Menschen gefunden, die bereit waren, ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen.
Nach vielen Vorüberlegungen wurde an einem Abend des Jahres 2007 im Straelener Pfarrhaus der neue Verein Karunai-Kinder-Hilfe-Indien e. V. gegründet. Erstes Ziel war es, ein Grundstück in Indien für die Errichtung eines Waisenhauses zu finden, was Charles bereits im darauf folgenden Frühjahr gelang. Ebenso schnell gelang es unserem jungen Verein, nicht nur für das 12.000 qm große Grundstück, sondern auch schon für das zu errichtende Haus genügend Spendengelder zu sammeln, so dass noch in 2009 mit dem Bau des Hauses begonnen werden konnte, in das nach seiner Fertigstellung in 2010 dann die ersten 16 sowie in 2011 weitere 9 Mädchen einziehen konnten.
Das 650 qm große Waisenhaus befindet sich in der Nähe der Millionenstadt Pondicherry im Bundesstaat Tamil Nadu in der Ortschaft Chinnababusamudram und erfüllt alle Grundvoraussetzungen (Zufahrtsstraße, Strom- und Wasserversorgung), die für die Errichtung eines Waisenhauses unverzichtbar sind.
Erste Erfolge
Auf diesem vergleichsweise noch jungen Weg durften wir die Erfahrung machen, dass es in Straelen und in seiner Umgebung viele großherzige Spenderinnen und Spender sowie Unterstützerinnen und Unterstützer gibt, die es uns erst ermöglicht haben, unser Projekt Wirklichkeit werden zu lassen: Einzelne Menschen oder Familien, die eine Patenschaft für ein Kind übernommen haben, Betriebe, die den Erlös einer Feier für unseren Verein spendeten, Schulen, die einen Solidaritätslauf zu unseren Gunsten veranstalteten, Künstler, die für Karunai auf ihre Gage verzichteten und natürlich die vielen, vielen Einzelspenderinnen und -spender, die einmalig oder regelmäßig unsere Arbeit mit ihrer Spende unterstützen. Sie alle sind nur einige Beispiele für ein breit gefächertes soziales Engagement zum Wohle indischer Mädchen.
Harte Rückschläge
Natürlich gab es auch Rückschläge und gab es immer wieder für uns die Notwendigkeit, angesichts einer so anderen indischen Realität umzudenken und auch umzusteuern. Ein Rückschlag war sicher um die Jahreswende 2011/2012 ein Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h, der schwere Schäden am Haus anrichtete. Umsteuern mussten wir schon recht bald, als wir erkennen mussten, dass nicht die Aufnahme von Vollwaisen in der Region um Chinnababusamudram kulturell und auch politisch möglich war, sondern vielmehr die Aufnahme von Halbwaisen, die entweder Vater oder Mutter verloren hatten und aufgrund dessen nicht zur Schule gehen konnten und in Schuldknechtschaft oder in Prostitution abzugleiten drohten.
Wie sich in den vergangenen Jahren aber gezeigt hat, war dies die richtige Entscheidung, können wir so doch ganzen Familien helfen, aus dem Teufelskreis der Armut zu entkommen.
Karunai heute
Mittlerweile leben 31 Mädchen in unserem Haus. Die ersten haben bereits die Schule sehr erfolgreich absolviert und befinden sich nunmehr in einer beruflichen Ausbildung, die von unserem Verein materiell unterstützt wird. Hinzu kommt ein Kindergarten für die Kleinsten des Ortes, der die Akzeptanz unseres Hauses vor Ort immens gesteigert hat, können hier doch die Ärmsten der Armen ihre Kinder pädagogisch betreuen lassen, während sie selbst für den Unterhalt der Familie unter zum Teil sehr beschwerlichen Bedingungen sorgen können – ohne die Angst, das eigene Kind Gefahren auszusetzen.
Wir sind sehr froh darüber, dass wir vor Ort in Indien auf eine nunmehr sehr erfahrene und immer schon sehr engagierte Mannschaft bauen können, die sich sehr um das Wohl der Mädchen und um die Belange des Hauses kümmert. Immer wieder berichten uns die Praktikantinnen, die unser Haus für eine Weile besuchen, um dort zu arbeiten, von der herzlichen Atmosphäre des Hauses. Hiervon konnte sich zu Beginn des Jahres 2016 auch eine 27-köpfige Besuchergruppe aus Straelen, bestehend aus Mitgliedern, Paten und anderen Spendern unter Leitung von Pfarrer Charles Raya, überzeugen.
Wie geht es weiter?
Erst einmal hoffen wir, dass die Spendenbereitschaft unserer treuen Unterstützer nicht abreißt. Angesichts so großer Not in der Welt keine Selbstverständlichkeit.
Es bleibt unsere Aufgabe, das Haus und die uns anvertrauten Menschen darin von Straelen aus zu begleiten und die wichtigsten Entscheidungen für die Zukunft von hier aus zu treffen. Keine leichte Aufgabe, aber eine, die umso leichter fällt, je mehr wir uns getragen fühlen von den vielen Menschen, die uns sowohl finanziell als auch durch ihr großes ehrenamtliches Engagement unterstützen.