Lesen Sie unseren Beitrag zur Weihnachtszeit im Pfarrbrief 2025 der Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Straelen, in bewährter Art und Weise von unserem ehemaligen, langjährigen Vorsitzenden Michael Lemkens verfasst. Hier der Auszug aus dem Pfarrbrief.
Veränderung als Geschenk
Weihnachten erzählt vom größten Geschenk: Gott wird Mensch und Hoffnung wird konkret. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit schauen wir zurück und nach vorne – und entdecken, wie Veränderung zum Segen werden kann. Unter dem Motto dieses Pfarrbriefs „Veränderung als Geschenk“ möchte ich den Blick auf das richten, was in diesem Jahr durch unseren Verein Karunai möglich wurde: kleine Schritte, die Großes bewegt haben.
„Karunai“ bedeutet Mitgefühl. Es ist ein Wort, das in seinem Klang bereits eine Richtung vorgibt, nämlich aufmerksam sein zu wollen, hinsehen, handeln und begleiten zu wollen. Seit der Gründung setzen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern in Indien dafür ein, dass Mädchen Schutz, Bildung und Perspektiven erhalten. Veränderung beginnt für uns im Kleinen, z. B. mit einem sicheren Zuhause, einem Schulheft, einem guten Gespräch, einer Hand, die hält, wenn es schwierig wird. Und sie wird zum Geschenk, wenn aus dem Kleinen Zukunft wächst. Veränderung also, die gut tut.
Ein Sommerabend, der Brücken schlägt
Am Freitagabend, dem 18. Juli 2025, wurde dieses Geschenk bei uns in Straelen greifbar. Mehr als vierzig Mitglieder, Patinnen und Paten, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie Interessierte trafen sich im Gemeindehaus, um Victor Raya und seine Familie zu begrüßen. Es war ein Abend der Nähe und der Verbundenheit, getragen von herzlicher Gastfreundschaft und einer Atmosphäre, die in den Farben Indiens leuchtete. Selbstgemachte Snacks, Getränke für jeden Geschmack und liebevoll gedeckte Tische machten deutlich, was Karunai auszeichnet: der Einsatz vieler Hände und Herzen.
Victor Raya leitet gemeinsam mit einem engagierten Team und mit Unterstützung seiner Familie die Arbeit von Karunai vor Ort in Indien. Zusammen mit seinem Bruder Charles berichtete er eindrücklich von der Entwicklung der Projekte – von den ersten Schritten beim Bau des Kinderhauses im Jahr 2007 bis hin zu den vielfältigen Angeboten der Gegenwart. Für uns war dieser Besuch ein besonderes Zeichen der Verbundenheit: Der letzte Austausch in dieser Form hatte 2017 zum 10-jährigen Vereinsjubiläum stattgefunden.
Zahlen, die Leben erzählen
Heute leben 28 Mädchen in unserem Kinderhaus in Chinnababusamudram. Darüber hinaus erhalten rund 150 Kinder Schul- und Ausbildungsstipendien. Insgesamt konnten bereits 22 junge Frauen ihre Berufsausbildung erfolgreich abschließen – Schritte, die nicht nur zu Abschlüssen führen, sondern zu Selbstvertrauen, beruflichen Chancen und einem selbst bestimmten Leben. Für dieses nachhaltige Engagement wurde unser Verein 2024 mit einer staatlichen Auszeichnung der Regierung des indischen Bundesstaates Tamil Nadu gewürdigt.
Doch hinter den Zahlen stehen Geschichten: Ein Mädchen, das zum ersten Mal ohne Angst zur Schule geht. Eine Jugendliche, die die weiterführende Schule schafft, weil die Kosten dafür übernommen werden. Eine junge Frau, die den Sprung in die Ausbildung wagt, weil es jemanden gibt, der an sie glaubt und den Start ermöglicht. Veränderung ist hier nicht abstrakt. Sie hat ein Gesicht, einen Namen, eine Zukunft.
Wo Veränderung zum Geschenk wird
Aus unseren Projekten wissen wir, dass die entscheidenden Momente oft in den Übergängen liegen. Gerade Mädchen stehen in Indien vor besonderen Herausforderungen: lange Wege, kulturelle Erwartungen an Frauen, finanzielle Engpässe, Unsicherheit über den nächsten Schritt. Karunai setzt an diesen Weggabelungen an und wir schaffen Brücken und begleiten die jungen Frauen durch Stipendien, Lernförderung und praktische Hilfe, wenn es um Ausbildung, Fahrtkosten oder die erste Unterkunft geht. Stipendien ermöglichen, dass Begabung nicht an Geld scheitert. Und die Ausbildung bildet die Brücke in ein Berufsleben, das trägt.
So wird Veränderung zum Geschenk. Eine Buskarte ist mehr als Papier, denn sie öffnet eine Tür. Ein ermutigendes Gespräch ist mehr als Worte, denn es verändert Entscheidungen, die ein Leben prägen. Und das Allerwichtigste ist, dass unser Kinderhaus einen sicheren Rahmen bietet, in dem Mädchen zur Schule gehen, lernen, Freundschaften knüpfen und sich ausprobieren können.
Veränderungen, die tragen sollen, wachsen von innen. Sie beginnen bei Kindern, die entdecken, was sie können. Bei Mädchen, die lernen, für sich einzustehen. Bei Eltern, die erfahren, wie wichtig Bildung ist.
Und in diesen Zusammenhängen sind es oft die einfachen Dinge, die helfen, wie z. B. eine verlässliche (Lebens-)Begleitung oder ein sicheres Zuhause, in dem man (auf-)wachsen kann.
Die staatliche Auszeichnung der Regierung Tamil Nadus im Jahr 2024 ist für uns ein Zeichen der Anerkennung – und der Ermutigung. Sie macht deutlich, dass das, was vor Ort geschieht, Wirkung hat: für einzelne Kinder, für Familien, für uns.
Veränderung als Geschenk – das ist auch eine Einladung an uns alle. Wer mag, kann Mitglied bei Karunai werden, eine Patenschaft übernehmen, spenden oder sich ehrenamtlich engagieren. Helfende Hände und Köpfe können wir immer gut gebrauchen.
Hier auf www.karunai.de finden Sie aktuelle Informationen, Ansprechpartnerinnen und -partner und Berichte aus den Projekten. Jede Unterstützung – finanziell, ideell, organisatorisch, im Gebet – macht einen Unterschied, der Veränderung schafft. Ist ein Geschenk.
„Bleiben Sie uns gewogen“ – dieser Wunsch unseres Teams ist mehr als ein freundlicher Satz. Er ist unsere Bitte an Sie, damit Veränderung weiter möglich ist, um Wege offen zu halten für Mädchen und junge Frauen in Indien, deren Zukunft nicht selbstverständlich ist.
Weihnachten holt das Große ins Kleine: ein Kind in der Krippe, das die Welt verändert. Es erinnert uns daran, dass Liebe nicht laut sein muss, um stark zu sein. Dass Mitgefühl Wege öffnet, wo zuvor Wände waren. Dass Veränderung kein Risiko ist, wenn sie getragen wird.
Möge das Licht von Weihnachten die Kinder und jungen Frauen in Indien erreichen, ihre Wege hell machen und ihnen Sicherheit geben. Und möge es uns alle berühren, damit wir Veränderung wagen, Mitgefühl leben und Hoffnung teilen.


